Kostas war für mich die allererste menschliche Begegnung in Berlin nach meinem Umzug 1994 aus Hamburg. Ich hatte gerade bei Sat.1 angefangen und suchte irgendwo eine Zuflucht . Den „Lindenwirt“ kannte ich nicht, habe nie eine Folge gesehen, obwohl ein Freund beim WDR sie produzierte. Aber ich lernte einen singenden, schreibenden, kämpfenden “homo politicus” kennen. Der gemeinsam mit Wader, Roski, Kittner und Biermann laut aufstand und gegen den Folterterror der Junta sang. Vieles andere wusste ich damals noch nicht, aber ich durfte ihn erleben und näher kennenlernen: Kostas, der in vielen, vielen ernsten Spielfilmen mitwirkte (zuerst in Bernhard Wickis “Eroberung der Zitadelle”), in vielen TV-Sendungen, Diskussionen, Serien, in großartigen Vorstellungen fern jeden jedem billigen Populismus. Ein Ordensträger des Bundesverdienstkreuzes und diplomierter Lehrbeauftragter für Architektur an der HdK Berlin.
Das weiß ich heute. Damals wurde ich vom unpretentiösen Augenblick beschenkt. Der Thessalier Kostas wirkte auf mich aus sich selbst heraus und nicht als mediale Kunstfigur. Ich war aber schon damals ein großer Hellas-Liebhaber, liebte viele Reisen ins “Land der Griechen”, das ich mit allen Sinnen suchte, liebte (immer noch) meinen griechischen Schwiegersohn Eiki, war seit 1991 durch Vermittlung von Asti Kutullas aus Berlin befreundet mit dem ebenfalls in diesem Jahr verstorbenen Mikis Theodorakis und seiner Familie, schrieb und produzierte als Autor (über die Jahre bis heute) viele Griechenland-Beiträge in Zeitungen, Magazinen und im Fernsehen und fühlte ich mich auf Anhieb im „Terzo“ über Jahrzehnte wohl und geborgen. Musik, hitzige Diskussionen, soziale Großtaten u.a.für Georgien, wohin Kostas (“Der Grieche in mir”) über Jahre selbst mit dem Truck Tonnen von gesammeltem medizinischen Material und u.a dringend benötigte Kindernahrung und -kleidung transportierte, streitbare Freude, krosse Pommes, bestes Stifado, würzigen Ouzo, kalten Restsina, sinnliche Momente, Skurrilitäten.
Alles stimmte, weil alles echt war. Dafür danke ich Kostas, seiner Frau Monika und auch Dir und dem wunderbaren Tresen-Team.
Öfter haben wir gemeinsam im hinteren Galerieraum Konzerte gemacht, Lesungen abgehalten und Bilder aufgehängt. Einige Stühle, ein Piano, die Bühne, ein Kunstraum ohne Zwänge. In dieser Blase hinter der Matrix des Alltäglichen haben wir damals Kunst probiert und ausgeübt. Schon weit vor heutiger Perfektion und “Fournos by TerzoMondo.
Es war eine ganz intensive, aber dünnwandige Zeit. Und wie das so ist mit feinem Glas: Es ist gefährdet. Doch, ja, wir passten schon instinktiv auf, dass es nicht bei jeder Belastung zerbrach. Aber wir hatten nicht mit der Macht der Zeit gerechnet. Nun, wir haben gelebt und aus jedem Gefäß getrunken. Kostas hat nicht nur im „Terzo“ gesungen, sondern auch auf großen Bühnen, in der Philharmonie bei Maria Farantouri Texte gelesen, hat dort am 20.November 2011, fast auf den Tag genau zehn Jahre vor seinem Tod ein großes Konzert gegeben. Wir alle im “Terzo” haben getanzt ohne Ende, natürlich immer nur den schnellen Chasapikoservikos.
Doch irgendwann einmal ist das Glas irgendwo weggestellt worden. Nicht zerbrochen. Nur irgendwie verloren gegangen. Ohne jeden Grund, ohne jede Absicht und Erklärung. Das Leben erodiert eben doch nicht nur an den weichsten Stellen. Einmal, vor ein, zwei Jahren, traf ich Kostas bei einer Veranstaltung in Berlin. Wir erkannten uns freudig. Dann ging wir alle es wieder weiter und vorüber.
Gebt Kostas eine Münze mit auf den Weg über den Fluss Styx und einen Honigkuchen für seine Götter auf der anderen Seite, drüben im Seelen-Lager.
Doch wir sind – noch – diesseits, ich könnte manches ändern, gerne (und nicht „vielleicht“) wieder mal mit meiner lieben Brigitte ins „Terzo“ gehen, dort aber nicht nur die Vergangenheit beschwören, sondern auch den Tag feiern: „Jammas!!“. Einen kräftigen Schluck auf Kostas prosten, der im Lokal mit Vorliebe Tee trank. Vielleicht singt er für uns, wenn wir leise hinhören wollen, denn er war stets streng, was lautes Schwätzten betraf, wenn er sang, ja wieder aus dem Papierflieger-Himmel sein „Avrio, metavrio“ oder das Lied von der kleine Kuh. Dann können wir ehrlich weinen und genauso wieder lachen.
Ich möchte mich hier anschließen und auch ein Gedenken an Kostas hinterlassen, weil er mir und meinen Eltern im Jahr 1981 geholfen hat.
Wir kamen als Griechen aus der DDR und haben anfangs finanziell keine rosigen Zeiten erlebt. Und hier hat uns Kosta Arbeit gegeben, d.h. wir haben die Räume im Terzo Mondo geputzt. Als gerade 17 jährige war das nicht erstrebenswert Toiletten zu putzen, was mir auch peinlich war. Aber es hat uns ein bisschen mehr finanziellen Spielraum gegeben, sodass ich mir als Jugendliche auch eine Jeans kaufen konnte. Das wird Kosta nicht gewusst haben, aber nun ist mal die Gelegenheit hier Ευχαριστώ zu sagen.
Θα είσαι πάντα στη σκέψη όλους που σε γνώρισαν.
Μαλαματένια-Malamtenia
Liebe Monika,
lieber Marc,
nun also der endgültige Abschied von Kostas.
In großer Dankbarkeit für
jahrzehntelange Gastfreundschaft, berührende Lieder,
unvergessliche Reiseleitung.
Σε νησιώτικο λιμάνι
Βγάλε με
βγάλε με
Έλα βγάλε με
Ursula
(Klingende Brücke)