„ Politische Morde“ von Rena und Thomas Giefers Programm bis Januar 2015
Aus Anlass des bevorstehenden Rücktritts von Klaus Wowereit zeigen wir noch einmal den Film über den historischen Berliner Wahlkampf von 2001. Diesmal kein „Politischer Mord“ sondern ein „Politischer Nachruf“, entlarvend und erheiternd:
Der Bürgermeister, der Entertainer, der Raumausstatter und seine Frau
von Rena und Thomas Giefer (2001)
sowie der Kurzfilm
“Man gewöhnt sich an alles”
von Rena und Thomas Giefer
Eintritt frei
Spenden sind willkommen – die Spenden gehen an die Ärzte der Welt – Griechenland
“Nach Peking und Havanna soll Berlin die dritte sozialistische Hauptstadt der Welt werden”, wettert die CDU – es ist Wahlkampf in Berlin.
Mit Parolen aus dem Arsenal des Kalten Kriegs wird mal wieder über die politische Zukunft Berlins und der Bundesrepublik gestritten. Durch die Ausgrenzung der PDS hofft die CDU die Macht in der Stadt – und später im ganzen Land – zurückzugewinnen. Ob das gelingt? Und wie ist dann die Bilanz dieses heißen Sommers: Eher eine Chance für die innere Einheit oder nur eine neue – lähmende – Variante von der Roten Gefahr? Am 21. Oktober 2001 geht es um mehr als den Einzug ins Rote Rathaus – es geht auch um ein neues Binnenverhältnis der Parteien in dieser Republik.
Berliner Wahlkampf – ein spannendes Schauspiel mit bemerkenswerter Besetzung:
Klaus Wowereit (SPD), der zweite schwule Bürgermeister einer europäischen Großstadt, folgt dem Beispiel seines Pendants in Paris. Durch sein gelungenes Outing wird die Wahl auch zum Testfall für Toleranz, Fairness und Weltoffenheit der Berliner.
Gregor Gysi (PDS) ist Star und Außenseiter zugleich. Der Mann aus dem Osten verfügt unbestritten über das größte Potential politischer Unterhaltsamkeit. Als zukünftiger “Bürgermeister einer kapitalistischen Metropole” muß er jedoch härter um Anerkennung als „ernstzunehmender“ Politiker kämpfen und sich gelegentlich dabei auch verbiegen.
Frank Steffel (CDU) ist erfolgreicher Inhaber eines Unternehmens für Raumausstattung. Ein Werbefeldzug nach amerikanischem Muster soll ihn vom Image des “pöbelnden Teppichhändlers” befreien. Doch der “Kennedy von der Spree” mit einer vorbildgetreuen First Lady an der Seite stolpert über Bierzeltskandale und Bimbo-Entgleisungen.
Kommentarlos montieren die Autoren die Auftritte der Kontrahenten, ihre Drohungen und Lockrufe, ihre Witze und Wiederholungen. Hinter den öffentlichen Veranstaltungen und Selbst-Präsentationen schimmert dabei die Mechanik des Wahlkampfs durch, kommt das „Gemachte“, das Handwerk zum Vorschein. Mühen und Schweiß sind dann zu sehen, oft aber auch unfreiwillige Komik und die Absurditäten einer aufwendigen Inszenierung, in der zunehmend die Medien die Regie übernehmen und das eigentliche Publikum durch Mikrofone und Kameras ersetzt wird.
Und:
(Kurzfilm)
… auch an das Leben nach einem Atomkrieg. Das behauptet jedenfalls ein Architekt und Vermarkter von todsicheren Atombunkern in diesem dokumentarischen Kurzfilm, der Anfang der 80er Jahre als Vorfilm des amerikanischen Kultfilms „Atomic Café“ in die Kinos kam.
Bittere Realsatire über Menschen, die kein Problem damit haben, sich das Unvorstellbare vorzustellen und das Undenkbare zu Ende denken. Ein Blick zurück auf den Kalten Krieg, der für manche heute wieder auf der Tagesordnung steht.