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Ein zauberhafter Abend mit dem Schriftsteller Michael Schneider, Deutschlands einzigem politischen Zauberkünstler
Michael Schneider, Literat und Zauberkünstler, Aufklärer und Illusionist in einer Person,
verbindet in diesem Kleinkunstprogramm Magie, Literatur und politische Satire auf ebenso verblüffende wie vergnügliche Weise. Er arbeitet wohl mit den bekannten Requisiten des Zauberkünstlers, mit Karten, Seilen, Ringen, Tüchern, Geldscheinen, Würfeln etc., doch setzt er die alten magischen Symbole und Effekte wirkungsvoll zur visuellen Darstellung und verblüffenden Desillusionierung aktueller gesellschaftlicher Missstände und politischer Fehlentwicklungen ein.
Mit seinem „Würfel, der immer gewinnt“, demonstriert er das Wettwürfeln und brutale Abzocken im globalen Spielcasino. Mit Seilkunststücken entlarvt er die korrupten Seilschaften zwischen der Politik und den Spitzen der (Auto)Konzerne. Ein ingeniöser Handcutter, der zwischen ehrlichen und Diebes-Händen genau zu unterscheiden weiß, ermittelt die notorischen Steuerbetrüger, die Diebe am öffentlichen Eigentum. In der magischen Job-Lotterie, an der jeder für 50 € teilnehmen kann, werden die neuen 1€-“Traum”-Jobs verlost, doch zuletzt erscheint der verbrannte 50 €- Schein in einer finanzaktiven Zitrone wieder, dem Trostpreis aller Hartz IV-Empfänger. Rasierklingen, die der Zauberkünstler widerwillig schluckt, stehen metaphorisch für das, was der neue US-Präsident der Welt an gefährlichen Gemeinheiten zumutet und was “wir schlucken müssen”.
Und doch weht immer wieder der „Geist der Utopie“ durch Schneiders originelle Verbindung von Magie und Politik. So demonstriert er zuletzt, wie der Hunger in der Welt zu besiegen wäre- durch das biblische Wunder der Reisvermehrung. Zeitungsausschnitte mit Zitaten aus der diesjährigen 500- Jahrfeier der Reformation verbinden sich blitzschnell zur kompletten Zeitungs-Doppelseite mit den “95 Thesen wider die Herrschaft der Finanzmärkte”. Und nach der magischen Restauration der zerrissenen Karl-Marx-Karte schwebt die „Flamme der konkreten Utopie“ wieder über der Euro-Flagge: Auch wenn man sie ausbläst, sie entzündet sich immer wieder von selbst.
Ein Novellist als Zauberer, ein politischer Essayist als Illusionist – das will erlebt sein. Der Tagesspiegel
Schneiders Synthese aus Kabarett und Zauberkunst dürfte derzeit einzigartig in der deutschen Kleinkunstszene sein. Frankfurter Rundschau
Michael Schneider
ist Romancier und Essayist und hat 25 Jahre an der Filmakademie Baden-Württemberg gelehrt. Zu seinen bekanntesten Büchern gehören: „Neurose und Klassenkampf“ (1973), die -mit dem ZDF-Aspekte-Preis ausgezeichnete- Zaubernovelle „Das Spiegelkabinett“ (1980), die große Studie „Das Ende eines Jahrhundertmythos. Eine Bilanz des Staatssozialismus“ (1992), „Der Traum der Vernunft. Roman eines deutschen Jakobiners“,(2001) und „Das Geheimnis des Cagliostro. Ein Schelmenroman“, 2007. Zuletzt erschien sein autobiografisch geprägter Roman „Ein zweites Leben“ (2016).
Michael Schneider ist Mitglied des Deutschen PEN-Zentrums, des Willy Brandt-Kreises e.V., des Wissenschaftlichen Beirats von Attac-Deutschland und des Magischen Zirkels von Berlin.