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Ein Tod in Texas Die Hinrichtung der Frances Newton Ein Film von Thomas Giefer, Rena Geifer und Konrad Ege 16.12.2007, 19.:30 Uhr - GALERIE TERZO “It’s time”. Das sind die letzten Worte, die die zum Tode verurteilten im Hinrichtungsraum von Huntsville hören. Der kurze Satz aus dem Mund von Jim O’Reilly, Oberaufseher von “The Walls” ist für die Helfer im Nachbarraum das Signal für die erste von drei Spritzen, für die Delinquenten ist es der Abschied von dieser Welt. Erst vor wenigen Tagen haben wir die Todeskandidatin besucht – Frances Newton, eine attraktive, sympathische Interview haben wir über den Mord gesprochen, der ihr zur Last gelegt wird, über ihre Kinder, von junge Afroamerikanerin. In ihrem letzten denen sie manchmal spricht, als seien sie noch am Leben – und über ihre Vorliebe für Mystery-Literatur. Es blieb ihr verdammt wenig Zeit, den letzten Harry-Potter-Band noch auszulesen. Ist sie schuldig oder unschuldig? Ohne einen neuen Prozess wird sich diese Frage wohl niemals mehr beantworten lassen, doch Zweifel sind angebracht: Die Verhandlung vor 18 Jahren war eine Farce, der Pflichtverteidiger so inkompetent, daß er später seine Zulassung verlor. Das Polizeilabor, berüchtigt wegen zahlreicher Fehlurteile, machte entscheidende Spuren unbrauchbar. Frances Newton hat die Tat bis zuletzt geleugnet. Aber nicht diese Frage steht im Zentrum des Films, sondern die Chronologie der Hinrichtung selbst. Der wohldurchdachte und perfekt geplante Ablauf, nach dem Frances Newton auf staatliche Anordnung vom Leben zum Tode befördert wird. “Ich würde nicht sagen, dass das meine bevorzugte Tätigkeit ist. Ich mache es ohne Leidenschaft und Vorurteil. Es ist einfach nur Teil meines Jobs“, erklärt der “warden”, den man früher als Henker bezeichnet hätte und der für die reibungslose Vollstreckung des Urteils verantwortlich ist: Letzte Dusche, letzte Kleidung, letzte Mahlzeit, letzter Telefonanruf, letztes Statement. Alles fügt sich – genau nach Plan – zur ganz gewöhnlichen Routine, zur Banalität des Tötens. Bis hin zur Plastikblume auf dem Besuchertisch und dem Kleenex-Spender für die letzten Tränen. Sechs Uhr abends. Deadline. Vor dem roten Klinkerbau werden die “Frances! Frances!”-Rufe der wenigen Demonstranten leiser, die Reporter stellen sich für ihren Aufsager vor die Kameras. Etwas später dann meldet die alerte Justizsprecherin den erfolgreichen Abschluß der heutigen Hinrichtung, es ist die dreizehnte in diesem Jahr. Keine besonderen Vorkommnisse. “Frau Newton hat auf die ihr zustehende letzte Mahlzeit verzichtet und auch ihr letztes Statement nicht in Anspruch genommen”. Nur zu ihrer Familie im Zuschauerraum hat sie noch mit den Lippen eine lautlose Nachricht geformt: “I love you”. Das war um 6:07 PM, 9 Minuten später wurde ordnungsgemäß der Tod festgestellt. Außerdem gibt es die Möglichkeit, aktuelle Infos über Mumia Abu-Jamal zu bekommen. Der schwarze Journalist, der seit 26 Jahren im Todestrakt sitzt, ist weltweit der bekannteste Hinrichtungskandidat der USA. Ehrenbürger von Paris, Mitglied des internationalen PEN, unterstützt und besucht von Berühmtheiten wie Mme Mitterand, Desmond Tutu und vielen anderen. Autor zahlreicher Bücher und einer wöchentlichen Kolumne... Jetzt steht die wichtigste Entscheidung seiner juristischen Odyssee unmittelbar bevor. Eine Wiederaufnahme des Verfahrens oder die Gefahr der endgültigen Execution seines Urteils. Zum anschließenden Gespräch kommen nicht nur die Autoren des mehrfach preisgekrönten Films, Rena und Thomas Giefer, sondern auch der Verteidiger von Mumia Abu Jamal, Robert Bryan, der sich gerade in Berlin aufhält. Robert Bryan ist einer der bekanntesten und erfolgreichsten Todesstrafenanwälte der USA. Er hat u.a. die Witwe von Richard Hauptmann vertreten, der 1936 wegen der Entführung des Lindbergh-Babys hingerichtet wurde und den er für unschuldig hält. Einige seiner - noch lebenden - Klienten hat er aus der Todeszelle befreien können. Im Falle von Mumia Abu Jamal hat er sich das fest vorgenommen. Robert Bryan kann über den augenblicklichen Stand der Wiederaufnahmeanträge berichten, über Chancen und Risiken diese spektakulären Verfahrens... Eine seltene Gelegenheit! |